Einmal Sahara und zurück – Erkenntnisse & Visionen

Erkenntnisse meiner Tour-der-Hoffnung 2010 „Einmal Sahara und zurück“

Mein Trip in die Sahara und zurück hat mir weitere Ansichten über HIV- Betroffene und deren Ausrichtung gezeigt. In den durchfahrenen Ländern habe ich Kontakt mit Betroffenen und Selbsthilfegruppen gesucht. Ich war erstaunt, dass die Aufklärung und deren Präsenz der Selbsthilfegruppen innerhalb Europas gut sind.

In Marokko gibt es auch Organisationen zur Unterstützung der Menschen. Leider oftmals sehr versteckt und schwer zu finden. Doch Selbsthilfe, wie dieses Wort es ausdrückt, fand ich dort sehr selten. Es fiel den meisten Erkrankten schwer, sich persönlich zu diesem Thema zu äußern. Aus Sorge vor Ausgrenzung (beruflich, familiär oder gesellschaftlich) und dem dadurch möglichen Verlust an Vertrauen und Zuneigung hielten viele ihre Erkrankung geheim.

Wenn ich sie fragte, woran sie eine evtl. Ausgrenzung denn festmachen würden, so war die Antwort, man sehe anhand Plakatwänden, Zeitschriften und Fernsehinformationen, dass es in der Gesellschaft noch ein Tabuthema wäre. Auf meine Frage, ob sie es denn in ihrem Umfeld bei einem passenden Anlass zum Thema gemacht hätten, kam fast immer ein Nein. Aus Achtung vor diesen Menschen habe ich an solchen Orten auch keine Fotos gemacht. Das heißt also, die Angst und die Sorge werden durch die Medien weiter unterstützt. So machen sie sich diese Betroffenen klein und machtlos.

Ich bin der Meinung, dass es nicht möglich ist, die Verantwortung für den Umgang mit HIV bei den Gesunden zu platzieren. Beispiel: In Deutschland gibt es offiziell 50.000 HIV-Infizierte, von denen die meisten erwarten, dass eine Gesellschaft von ca. 80 Millionen Nicht-Infizierter, sich nach ihnen richtet. Ich finde, es ist an der Zeit, dass jeder Betroffene Verantwortung übernimmt und sein Leben so gut es geht danach ausrichtet. Eine meiner wichtigsten Lebenserfahrungen ist: Ich kann keinen anderen dazu bringen, sich selbst oder etwas zu ändern, damit es mir besser geht. Im Gegenteil, ich selbst habe dafür zu sorgen, dass ich mein Leben den Herausforderungen entsprechend gestalte.

Dies gibt mir Selbstsicherheit und nimmt meinem Umfeld die Angst und Sorgen. Für die Angehörigen bedeutet es auch ein Schutz vor Überforderung und zu viel Verantwortung. Die Erfahrungen meiner eigenen Geschichte zeigen, dass dies der einzige konstruktive Weg ist, wie Erkrankte und Gesunde ein sinnvolles, liebevolles Miteinander erreichen können.

Meine Ausrichtung und Ziele

Bemerkenswert finde ich, dass ich immer wieder für meinen Mut und meine Offenheit bewundert wurde. Als ich den Entertainer Emil Steinberger auf einer Tankstelle in der Schweiz traf, hörte er mir mehrere Minuten aufmerksam zu und verabschiedete sich mit den Worten: „Dann bist du ja ein Botschafter!“ Im ersten Moment war ich erschrocken … doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr begriff ich diese Aussage und schließlich war ich bereit diese Herausforderung anzunehmen. Mir ging quasi ein Licht auf!

Jetzt ist es mein Wunsch Gleichgesinnte zu finden, mich mit ihnen zu vernetzen, um so Betroffene besser zu unterstützen. Während eines schlimmen Krankheitsschubes vor ca. 6 Jahren fiel an meinem Bett das Wort „Reiki“. Es ging mir nicht mehr aus dem Kopf und sobald es mir möglich war suchte ich nach Erklärungen. Eine kurze Beschreibung dazu ist auch auf meiner Homepage zu finden. Meine eigenen guten Erfahrungen bewogen mich dazu, mich zum Reikimeister ausbilden zu lassen.

Heute möchte ich dies gerne anderen Menschen weitergeben und zeigen. Dies geschieht in Form von Seminaren. Des Weiteren möchte ich meine Afrikaerlebnisse in Form von Vorträgen weitergeben. Mit dem Buch, an dem ich zurzeit schreibe, will ich detailliert meine Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Jahre beschreiben und aufzeigen, dass jeder die Mittel und Möglichkeiten hat, sich aus der Leidensspirale zu befreien und Eigenverantwortung für sich und sein Leben übernehmen kann.

Ein Besuch bei der Deutschen AIDS-Hilfe in Berlin, dem Dachverband von 120 regionalen Mitgliedsorganisationen sowie bei der Organisation ONE in London, einer weltweiten Lobby- und Kampagnenorganisation gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten insbesondere für Afrika. Ferner möchte ich Karl Heinz Böhm in Äthiopien besuchen. Er hat die Organisation „Menschen Für Menschen“ ins Leben gerufen und kümmert sich erfolgreich um Hilfe zur Selbsthilfe in diesem Land. Auch dort ist HIV eine große Herausforderung.

Visionen für das Jahr 2011

Ich will mit meinem Fiat 500, den ich liebevoll „Bea“ getauft habe, von Kapstadt (Süd Afrika) nach Hameln fahren. Auch während dieser Tour möchte ich in jedem Land HIV-Stationen besuchen. Vermutlich handelt sich es vorwiegend um Krankenhäuser, Selbsthilfeorganisationen aber auch Slums, wo Erkrankte ihr Leben fristen müssen. Ihnen ein wenig Glückseligkeit und Mut sowie inneren Frieden zu bringen, ist mir sehr wichtig. Außerdem möchte ich meinen Horizont erweitern.

Es hat mich sehr glücklich gemacht, wenn ich nach meinem Abschied in den Rückspiegel schaute und sah, wie die Menschen mir lächelnd hinterher winkten. Ich würde gern im September 2011 starten. Allerdings benötige ich für eine solche Tour mehr Unterstützung durch Sponsoren und Einladungen als dies bei meiner diesjährigen Sahara-Tour der Fall war.

Ich würde mich auch freuen, wenn mich auf dieser ca. fünfmonatigen Tour Menschen abschnittsweise oder ganz begleiten würden. Ich plane einen Verein zu gründen, um so auch mehr Präsenz zu zeigen. Diesen Verein würde ich gerne „Reise der Hoffnung/Travel Of Hope“ taufen.

„Trotz Schwierigkeiten im Leben an die eigenen Ziele und Träume zu Glauben, diese dann zu verwirklichen, lässt uns unsere Lebendigkeit spüren!“

Ihr Burkhard Hildebrandt

* Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal 2010 auf www.reise-der-hoffnung.info